Jared Leto hat sich in einer Reihe von nicht unbedeutenden Nebenrollen einen Namen gemacht. Daneben lieferte er in 'Requiem for a Dream', 'American Psycho' und 'Fight Club' einige denkwürdige Darstellungen. Jetzt, nach einer zweijährigen Pause kehrt er mit 'Alexander' zurück, Oliver Stone's Epos über den Mann, der 331 v.Chr. im Alter von 25 Jahren die bekannte Welt eroberte. Leto spielt Hephaistion, Alexander's engsten Vertrauten. Letzte Woche traf Leto Journalisten in Los Angeles, um über seine Rolle zu sprechen...
[size=150]Im Gespräch mit Alexander's Haupt-Mann
Q: Wie aufgeregt warst du, als du herausgefunden hast, dass du diese Rolle bekommen hast?
JARED LETO: Ich flippte aus, denn es war eine große Verantwortung. Wenn du bei einem Oliver Stone Film aufkreuzt, mit Schauspielern von diesem Kaliber, versuchst du besser, nicht zu versagen. (lacht)
Q: Du musstest dich gut vorbereiten, besonders für einen Film wie diesen.
LETO: Das war ein mächtiges Unterfangen, körperlich wie auch mental eine große Herausforderung. Aber ich hatte Glück, denn ich hatte mir eine zweijährige Auszeit genommen und als ich zurück kam, war ich in diesem Oliver Stone Film. Ziemlich spannend. Ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeit gehabt zu haben. Das bin ich wirklich.
Q: Wo hast Du angefangen, dich für diesen Film vorzubereiten? Er ist nicht weniger als ein Epos.
LETO: Ich begann zu lesen, ich begann zu laufen und ich begann zuzunehmen. Ich wollte stark sein für diese Rolle und ich packte ungefähr 15 Pfund drauf. Ich las Klassiker, Homer und Aristoteles, einen ganzen Haufen Bücher dieser Art. Und von da ging es dann weiter.
Q: Wie hast du dich in deinen Charakter Hephaistion hineinversetzt? Mit wem hast du gesprochen, um ihn zu verstehen?
LETO: Wir hatten großartige, philosophische Gespräche mit Oliver. Wir haben alle viel gelesen und wir diskutierten viel miteinander. Aber das Drehbuch war die ultimative Informationsquelle für mich, denn das war der Ausgangspunkt. Und dann arbeitest du es mit deiner Vorstellung, die du von dieser Zeit hast, aus. Eins der Dinge, die ich tat, war mir diese Münzen genauer anzusehen. Das half mir dabei, umzudenken. Es ist nicht sehr viel aus der Zeit Alexander's übriggeblieben. Ich denke, das meiste davon ist wohl in der Bibliothek, weil Ptolemaios es wahrscheinlich dorthin gebracht hat. Es ist eine Schande, dass die Feuer beinahe alles zerstört haben.
Q: Der Film entfacht viele Diskussionen über die Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion. Die Beiden waren nicht einfach nur Freunde, sie liebten sich.
LETO: Mir war klar, dass diese Beziehung auf Liebe basierte, als ich das Skript gelesen habe. Vier Monate später schrieb Robin Lane Fox (der historische Berater des Films) eine unglaubliche Biographie über Alexander. Am ersten Drehtag sagte er zu mir: "Das einzige, was du über Hephaistion und Alexander wissen und verstehen musst, ist die Liebe, die sie füreinander empfanden." Das war wie eine Bestätigung. Ich denke, Oliver brachte den wichtigsten Teil ihrer Beziehung auf die Leinwand.
Q: Hephaistion war sehr kritisch, was Alexander's Erfolg betraf.
LETO: Sowohl in emotionaler Hinsicht als auch in politischer. Ich liebe den Charakter Hephaistion. Es war leicht für mich, ihre Beziehung zu verstehen, und all das Drumherum um ihre Freundschaft, gefiel mir sehr.
Q: Die meisten deiner Szenen hattest du mit Colin Farrell. Was hat dich letzten Endes am meisten an ihm beeindruckt? Warum ist er so ein grandioser Alexander?
LETO: Die beste Eigenschaft von Colin, die mir in den Sinn kommt, ist seine Freizügigkeit als Schauspieler. Er ist auch ein geborener Führer und er hat ein großes Herz. Es gibt also schon ein paar Gemeinsamkeiten.
Q: Besonders eindrucksvoll ist die Szene, in der Alexander zu dir und zu seinen Truppen vor der Schlacht bei Gaugamela spricht. Ich vermute, das spricht für eine Übereinstimmung mit Alexander.
LETO: Diese Szene spielte er wundervoll. Wir versammelten uns alle um ihn herum und es war leicht, ihn in diesem Part zu sehen. Das war wirklich nicht schwer.
Q: Mensch, was ist das nur mit dir und diesen masochistischen Rollen?
LETO: (Lacht) Ich weiß es nicht.
Q: Du warst in 'Fight Club', 'Panic Room', 'Girl Interrupted', 'Requiem for a Dream'. Ich werde nie die letzte Szene in 'Requiem for a Dream' vergessen. Aber du magst es wohl, in Filmen verdroschen zu werden. Was ist dein Problem?
LETO: Ich weiß es nicht, ich schätze, ich habe eine masochistische Klausel in meinem Vertrag stehen. Sie war für David Fincher da, und bei Oliver Stone geht's offensichtlich weiter. Ja, du hast Recht. Jeder Film. Ich war in Toronto für 'American Psycho' und darin wurde ich zerhackt. Es scheint eine Bedeutung zu haben. Vielleicht heißt das, dass ich früh sterben werde.
Q: Vielleicht ist es ein Signal, dass du eine Komödie machen solltest.
LETO: Vielleicht, ja. (Lacht)
Q: Meinst du nicht, du solltest es mal probieren?
LETO: Könnte nett werden.
Q: Keine Sorge, du bist sicher.
LETO: Gut. Vielleicht könnte ich ja mit Oliver eine Komödie machen. Kannst du dir das vorstellen? Wir beide und eine Komödie? (Lacht) Desaster!
Q: Er ist nichtsdestotrotz eine verdammt guter Regisseur.
LETO: Er ist ein begnadetes Talent. Er ist ein irres Genie, wie Beethoven oder Van Gogh. Er ist verrückt, und wundervoll und chaotisch. Intelligent. Er ist ein guter Schreiber.
Q: Kennt Oliver deine Musik? Du hast ja noch eine musikalische Karriere laufen. Was läuft da? Man hat mir erzählt, dass demnächst eine neue CD rauskommt?
LETO: Ja, die CD kommt im April raus - Thirty Seconds to Mars; auf Virgin Records. In ein paar Monaten. Je eher desto besser. Wir werden wahrscheinlich ein paar Gigs in Toronto spielen. Wir sind jetzt schon ein paarmal dagewesen und wir lieben es, also werden wir auf jeden Fall zurückkommen.
Q: Wenn du deine Zeit zwischen der Musik und den Filmen aufteilen müsstest, welches von beiden ist förderlicher für deine Kreativität?
LETO: Ich wurde schon immer von kreativen Impulsen getrieben. Und in der Musik und in den Filmen suche ich nach der Belohnung dessen. Aber ich glaube, es ist undefinierbar. Es ist nur einfach so, dass ich von etwas besessen bin. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Ich mach's einfach.