Q: Du spielst den Olympia Langstreckenläufer Steve Prefontaine. Kanntest du ihn, bevor du diese Rolle bekommen hast?
A: Ich hatte keine Ahnung! (lacht)
Q: War das ein komisches Gefühl?
A: Es war spannend, nicht zu wissen, wer Prefontaine war, denn als ich mit Steve James (Regisseur) darüber sprach, erzählte er mir begeistert, dass er dieses Projekt im dokumentarischen Stil filmen wollte, mit Archiv Material und so. Und dann fing er an, mir Bilder von Steve zu zeigen - mit diesem riesigen Schnurrbart und den Koteletten. Ich dachte noch, 'Ich weiß nicht, ob ich das hinkriege!'
Q: Du siehst ihm tatsächlich ziemlich ähnlich.
A: Ja. Das ist ein merkwürdiger Zufall. Ich weiß nicht, ob das der Grund war, warum sie mich ausgesucht haben. Dann schaute ich mir die Dokumentation über Steve an, 'Fire On The Track', und das haute mich um. In diesem Moment wußte ich, ich muss das machen. Dieser Mann hat so viel Persönlichkeit, er ist so charismatisch und komplex. Es war eine einmalige Gelegenheit.
Q: Ist es schwerer, eine wahre Person darzustellen, als eine erfundene?
A: Nein, für mich erhöhte es den Einsatz nur noch. Besonders, als es darum ging, die Familie kennenzulernen. Sie öffneten mir ihr Herz und ihr zuhause. Ich wollte sie stolz machen. Das war mein Ziel.
Q: Waren sie glücklich mit dem Ergebnis?
A: Sie kamen ans Set, sagten, 'Oh mein Gott, er klingt wie Steve!' Es war eine sehr emotionale Zeit. Ich möchte nicht mehr daraus machen als es war, aber es war eine sehr besondere, großartige und auch aufwühlende Zeit für jeden von uns. Ich hatte eine Menge Verantwortung und ich wusste das, denn ich zeigte Prefontaine einer komplett neuen Generation. Ich fühle mich fast, als würde ich ihn kennen.
Q: Bist du mit Sport großgeworden?
A: Nicht im geringsten. Ich bin ein paarmal an den Wochenenden mit meiner Mutter gelaufen, aber ich lief nie in der Schule auf der Bahn, oder machte bei Wettkämpfen mit.
Q: Was hast du stattdessen getan?
A: Oh, alles mögliche. Aber ich kann dir sagen, es war wirklich wichtig, in die Denkweise eines Athleten einzutauchen, denn ich glaube, es hat viel mit Steve Prefontaine's Verhalten generell zu tun mit. Gewinnen und Verlieren zu verstehen, und mit dieser Seite deines Selbst in Berührung zu kommen.
Q: Warum glaubst du, hast du diese Rolle bekommen?
A: Ich glaube nicht, dass jeder jede Rolle spielen kann. Ich glaube nicht, dass du ein anderer Mensch wirst, wenn du eine Rolle spielst, denn wenn es um Schmerz geht, und darum, ein Rennen bei den olympischen Spielen zu verlieren, dann bin das immer noch ich. Ich kann nur hoffen und mein bestes tun, um Steve Prefontaine's besonderes Wesen einzufangen. Wie er lief, wie er sprach. Aber letztendlich gibt es eine Million Dinge, die ihn von mir unterscheiden..
Q: Du scheinst genauso ehrgeizig zu sein wie er es war.
A: Nicht wie er es war. Er ging zu Olympia, da war er 21 und es gab bei ihm eine Menge Schweiß und Tränen. In diesem Alter wusste ich nicht mal, ob ich überhaupt Schauspieler werden wollte. Ich mache das erst seit viereinhalb Jahren.
Q: Hat diese Rolle im richtigen Leben auf dich abgefäbt?
A: Ja, ich laufe immmer noch. Ist ja nicht so, dass ich nie etwas getan habe. Ich bin gerne draußen, klettern und campen. Es war also nicht so, dass ich total aus der Form gefallen wäre vorher, aber meine Knie und die Gelenke waren es definitiv nicht gewohnt. Ich habe einigen Schmerz ertragen.
Q: Warum möchtest du Schaupieler werden?
A: Um gut zu sein mit dem, was ich tue. Um zu wachsen. Um die Reise zu genießen, so abgedroschen das auch klingen mag. Ich weiß, wenn ich keine Herausforderung habe, werde ich träge. Und wenn ich träge bin, bin ich auch nicht gut.
Q: Was ist das Beste an der Schauspielerei?
A: Ich liebe den kreativen Prozess. Ich lernte Dinge über jemand, den ich vorher nicht kannte und es endete damit, dass es einer der interessantesten Menschen war, über die ich je etwas erfahren habe. Es ist einfach, mit verschiedenen Seiten deines Selbst in Berührung zu kommen.
Q: Und was ist das Schlimmste an der Schauspielerei?
A: Das schlimmste ist die Faszination, die man als öffentliche Person auf die Menschen ausübt. Ich verstehe das nicht. In dieser Hinsicht bin ich wohl ein Sonderling. Ich begreif's halt nicht. Wenn ich einen Artikel über jemand lese, interessiert es mich nicht, mit wem er schläft..
Q: Du bist ein Pin-Up Boy in den USA.
A: Das glaub' ich nicht. Ich glaube, du musst wirklich daran arbeiten. Du hast eine gewisse Kontrolle. Du must für Photos posieren und du musst dich hier und da zeigen. Das ist etwas, woran ich mich nie beteiligt habe. Ich kann mich also nicht beschweren. Es hat mich nie interessiert.
Q: Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
A: Oh, allen möglichen Blödsinn. Ich spiele mit meinem Hund. Ich gehe gerne snowboarden.
Q: Was planst du als nächstes?
A: Etwas, das mich herausfordert. Jeder, vom großen Filmstar bis hin zu kleinen Schauspielern wie mir, erzählen mir, es gäbe keine guten Drehbücher und ich werde sie finden. Ich sag' dir, wenn jemand ein gutes Drehbuch schreibt, dann wird es seinen Weg machen. Denn das ist das, was alle wollen. Sowohl die Leute im Studio als auch die Manager. Jeder! Wo sind die guten Drehbücher?